balet
Edward Clug, Igor Stravinski

Les Noces (Die Hochzeit) & Le sacre du printemps (Die Frühlingsweihe)

Predstave trenutno ni na sporedu

Les Noces (Die Hochzeit) & Le sacre du printemps (Die Frühlingsweihe)

Über die Inszenierung

Le sacre du printemps ist das Kultwerk des 20. Jahrhunderts, dass nicht nur den Umbruch in der Musikpoetik von Strawinsky als Komponisten darstellt, sondern auch einen Wendepunkt in der Musikgeschichte. Wir begleiten durch das Werk die Evolution des Tanzes im 20. Jahrhundert, von der ersten Inszenierung von Vaclav Nijinsky in Paris im Jahr 1913 bis heute. Die Initiation von Clugs Inszenierung wird gerade durch die originelle Tanzkreation Nijinskys wegen seiner hermetischen Choreografie und der »störenden« Fortschrittlichkeit der damaligen Zeit dargestellt. Die eigene Interpretation von Le sacre du printemps verfasste Edward Clug als Würdigung an Nijinsky und seinen berüchtigten (Miss)Erfolg bei der Pariser Premiere, die zu einem dynamischen Fundament der Entwicklung des modernen Tanzes im 20. Jahrhundert geworden ist.

Clugs Interpretierung von Le sacre du printemps bleibt inhaltlich der musikalischen Struktur und dem ursprünglichen Libretto treu, welches einer Legende aus der vorchristlichen, d. h. heidnischen Zeit in Russland entstammt. Die Legende erzählt von einem Opferritual einer Jungfrau, die zur Verehrung der Frühlingsgottheit bis zum Tod tanzen muss, um damit die Fruchtbarkeit der Erde zu erhöhen. Im ikonografischen Sinn knüpft die Vorstellung an volkstümliche Symbole der altertümlichen russischen Legende an: Frauen mit langen geflochtenen Zöpfen und mit roten Wangen und Männer mit Bärten – zwei geschlechtliche Symbole des Mannes und der Frau, isoliert in die moderne Zeit und Raum, in dem die „Weihe“ des Frühlings des kommenden Jahres vollzogen wird.

Ungefähr in der gleichen Zeit, als das Ballett Le sacre du printemps (im Jahr 1913) das Licht der Welt erblickte, bereitete Strawinsky schon die Skizzen für eine neue Ballettschaffung, die der Komponist dem Ballettimpresario Sergei Djagilew und seinem Ensemble Ballets Russes widmete, vor. Doch die musikalische Gestalt, die Strawinsky vor der Uraufführung in der Choreografie von Bronislawa Nijinska als Les Noces (Die Hochzeit) mit einem beschreibenden Untertitel „Tanzszenen mit Gesang und Musik“ benannte, verlangte von ihm bis zum Zeitpunkt der Uraufführung, am 13. Juni 1923, eine mehrjährige Genesis. Nach den ersten Skizzen und dem Auszug aus der Partitur, der im Oktober 1917 gefertigt wurde, widmete sich Strawinsky dem Verfassen des Librettos. Dabei ging er von den volkseigenen Hochzeitstexten, die er in der Volksliedersammlung von Pjotr Kirejewski aus dem Jahr 1911 gefunden hatte, aus. Die meisten Lieder, die Strawinsky benutzte, sind aus dem südlichen und westlichen Teils Russlands, wobei die Authentizität der traditionellen lokalen Praxen erhalten blieb: Dorfsänger sangen zu Feiertagen nämlich keine Texte auf genau festgelegte Melodien, sondern erstellten kurze Bruchstücke von Texten und Melodien nach Belieben und durch Zufall. So verbinden sich in Les Noces die Abschnitte der Hochzeitslieder, Ausrufe, Witze und Spottlieder zufällig miteinander, womit das Libretto an eine Volkssprache erinnert, in der sich tiefgehende und archaische Schichten der russischen Folklore offenbaren.

Nach einem langwierigen Prozess der Abklärung der Orchestrierung entschied sich Strawinsky letztendlich für vier Solisten, gemischten Chor, zwei Gruppen von Schlaginstrumenten (entweder mit einer bestimmbaren oder unbestimmbaren Tonhöhe) und vier Klaviere, die in den modernen Aufführungen durch ein Orchester ersetzt werden. Die Struktur des Balletts, die sich im Klangsinn zwar an die ausgeprägte Rhythmik und den betonten Mechanismus der Schlaginstrumente stützt, ist zweiteilig und wird von vier Szenen umrundet: Zöpfe, Am Bräutigams Bauernhaus, Der Abschied der Braut und Hochzeitsfest. Der vielsagende Titel spielt auf ein Heiratsritual bzw. Hochzeit an, über die sich gemäß der Tradition die Familien des Bräutigams und der Braut vorher vereinbart haben. Die ländliche Begrenztheit der Dorfgemeinschaft ist in der Musik von Strawinsky mit der rhythmischen Strenge und der asketischen Starrheit dargestellt. Dagegen wehren sich die unsicheren Gefühle des jungen Paares in der Zeit vor der eigentlichen Hochzeit. Durch den Tanz reihen sich verschiedene „Stadien“ des Rituals auf, unter denen sich der Bräutigam und die Braut vor der Gemeinschaft vorerst als Opfer fühlen (was auch eine interessante Ähnlichkeit zu Le Sacre darstellt), doch mit der steigenden Intensität beginnt die Leidenschaft frei zu werden und mit ihr die Barriere zwischen Mann und Frau zu verschwinden. Nachdem alle Ängste vertrieben sind, schreiten die Jungvermählten ihrem neuen Leben entgegen.

Premiere
8. 4. 2022,
Velika dvorana
Dauer
dve uri
en odmor

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